ALPHA PAT 20
Im Laufe der Geschichte des Lautsprecherbaus gab es unzählige Entwicklungen und Erfindungen. Nahezu alle betrafen allerdings lediglich den Mittel und Hochtonbereich, löbliche Ausnahme waren Paul Klipsch mit seinem Klipschhorn und Electro Voice mit den Modellen Regency und Patrician von 1958 welche nach dem Klipsh Prinzip konstruiert waren. Allerdings reicht die Wiedergabe tiefster Töne bei den Hornlautsprechern die nach dem Prinzip Folded Horn arbeiten bis max. 40 Hz herunter ohne das der maximale Schalldruck abnimmt. Bis heute werden in erster Linie Bassreflex und geschlossene Gehäusekonstruktionen hergestellt. Der Lautsprecher ALPHA Pat 20 dagegen ist eine besondere Konstruktion die nicht nach den gebräuchlichen Verfahren, Bassreflex oder geschlossenes Gehäuse, arbeitet. Die Box ist nach hinten geöffnet, hat lediglich eine Bautiefe von 20 cm und arbeitet nach dem unmittelbaren pneumatischen Koppelungsprinzip. Dieses Prinzip wurde erstmals 1935 von Harry F. Olson beschrieben und am 15. Januar 1935 von ihm zum Patent angemeldet. In den Jahren 1941, 1955, 1962 und 1966 gab es weitere Patentanmeldungen von verschiedenen Konstrukteuren. Allerdings ist nicht mehr nachzuvollziehen ob jemals ein Lautsprecher kommerziell nach dem pneumatischen Koppelungsprinzip hergestellt und verkauft wurde. Der Münchener Student Felix Feller besaß konventionelle Lautsprecher mit deren Tieftonwiedergabe er höchst unzufrieden war. Um eine bessere Lösung zu finden tüftelte er in den ausgehenden 70er Jahren eine lange Zeit und stellte diverse Berechnungen an. Es ist anzunehmen das er die Patentschriften kannte und in seine Berechnungen einbezog. Das Ergebnis war letztendlich der Lautsprecher ALPHA Pat 20. Der ALPHA Pat 20 unterscheidet sich jedoch konstruktiv massiv von den patentierten Entwürfen des pneumatischen Koppelungsprinzips der vorangegangenen Jahre. Es war erstmals in der Geschichte des Lautsprecherbaus möglich tiefste Frequenzen mit maximalem Schalldruck wiederzugeben. Von dem damaligem Vertrieb der Lautsprecher wurden 15 Hz angegeben. Allerdings dürften 17 Hz bei einem Schalldruck von 90 dB realistischer sein. Aber immerhin, keine andere Lautsprecherbox konnte und kann bis heute eine so tiefe Frequenz wiedergeben ohne eklatanten Schalldruckeinbruch! 1977 präsentierte Feller seinen ALPHA Pat 20 auf der Funkausstellung in Berlin der Öffentlichkeit. Warum sich der ALPHA Pat 20 nicht großflächig durchsetzen konnte bleibt ein Rätsel. Man kann nur mutmaßen. Es handelt sich um eine sehr aufwändige Konstruktion für die Feller die Unterstützung eines versierten Lautsprecherherstellers benötigte, diese Unterstützung aber von keinem deutschen Hersteller bekam. Diese bevorzugten es ihre eigenen, meist qualitativ schlechteren Lautsprecher zu vermarkten. Und mit Sicherheit hatte er als Student kaum die finanziellen Vorraussetzungen eine eigene Produktion zu realisieren. Evtl. war auch der Verkaufspreis von immerhin 2200,- DM pro Stück ein Grund. Wer heute noch ein Paar ALPHA Pat 20 sein Eigen nennt kann sich glücklich schätzen!!! Das Bessere ist des Guten Feind.
Fotos Dirk Rothenpieler:
Technische Daten ALPHA PAT 20
4 Weg | pneumatisches Koppelungsprinzip |
---|---|
Tieftöner: | 200 mm |
Passiv: | 60 cm Passivmembrane |
Übergangsfrequenz: | 250 / 900 / 9000 Hz | 12 dB/oct |
Frequenzgang: | 15 – 30.000 Hz |
Belastbarkeit: | 100 W / 8 Ω (max.) |
Betriebsleistung: | 2,5 W (max.) |
Verzerrungen: | 0,004 |
Peak (10 mS) | 120 W |
Schalldruck: | 90 dB | 1 W / 1m |
Abmessung mm (B x H x T) | 600 x 790 x 200 |
Gewicht: | – |
Preis (1978) | 2.200,- DM Stk. |
Konstruktion
Was etwas missverständlich ist, es handelt sich bei dieser Konstruktion nicht um das Prinzip der unendlichen Schallwand! Es fehlt lediglich die rückwärtige Gehäusewand. Das System ist in sich völlig geschlossen! Die große (4) Membran (60 cm, harte Sicke) wird von dem Treiberchassis (1) und durch die Koppelmembran (3) über die Tiefdruckkammer (2) angetrieben und strahlt den tieffrequenten Schall nach hinten und vorne ab. Die Gehäuserückwand wurde weggelassen um die Schallabstrahlung nach hinten nicht zu berhindern.
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